Salı 17 Nis 2012, 15:01
So, erster Tag ROADBURN vorbei - musikalisch mit einer Ausnahme nur noch genial: Disembowelment, Michael Gira (der sich zudem ebenfalls als absoluter Konzertquatscherhasser geoutet hat - alleine schon dafür nochmal 100 Bonuspunkte!!!), Red Fang, die so genial waren - einfach nur purer Spaß und reine Energie, und danach ein Set von Ulver, das man wohl nie vergessen wird - wer hat die Uhr 40 Jahre zurückgedreht - Garm goes Psychedelic & damit haben sich Ulver zum - - x-ten Male neu erfunden - war der letzte Auftritt beim Hellfest noch fast Trip pur, sind sie diesmal noch weiter zurück gegangen. Ärgerlich nur die frühen Unterbrechungen zwecks Zugabenerzwingung. Peinlich dagegen der - "Auftritt" von Killing Joke - bitte auflösen. Außenrum aber nur Chaos: in Schiphol 25 Minuten auf meinen Koffer und 1 Stunde auf meinen Mietwagen gewartet, die depperte Bedienung in Tilburg mein Bier nicht gebracht, danach ein 70 (!!!!!)-Euro-Strafzettel wegen Parken ohne Parkschein - und zum Höhepunkt hatte das TomTom bei der Fahrt ins Hotel kein GPS-Signal…. - ein Softwareupdate ging auch nicht, weil ich natürlich nie auf die Idee kommen würde, das USB-Kabel fürs TomTom mitzunehmen - zumindest ist nach dem Brutalreset jetzt insofern wieder Ordnung, als mir mein TomTom wieder sagen kann, wo ich bin ;-)
2. Tag Roadburn - verdient nur eine Bezeichnung: OFFENBARUNG. An all diejenigen, die nicht wollten: nehmt schon mal Eure Gebisse raus & beißt Euch dermaßen in den Ar…, dass es blutet…. Den Anfang machten im Patronaat Wino & Conny Ochs, die ja in dieser Kombination bereitrs die beiden Alben "Heavy Kingdom" und "Labour of love" veröffentlicht haben & nunmehr am Beginn einer sechswöchigen Tour stehen - wenn diese Namen irgendwo in Eurer Nähe erscheinen - HINGEHEN!!! Zwei Akustische, zwei jeder auf ihre eigene Art famose Stimmen, zwei faszinierende Persönlichkeiten - 45 Minuten pure Magie. Das Konzert war derart intensiv, dass es einem manchmal regelrecht die Tränen in die Augen trieb.
Danach wurde es richtig eng auf der Bühne: HEXVESSEL enterten mit acht Weibchen und Männchen die musikalischen Planken und zelebrierten ihre ganz eigene Musik - ich habe in den letzten Jahren kaum eine Band kennen gelernt, die es derart schafft, aus bekannten Ingredienzien ein so eigenständiges, neuartiges und extrem ungewöhnliches Gebräu zu destillieren - oder, wie es die finnisch-britische Kollaboration selbst bezeichnet: "Interior-world-music for secret ceremonies and forest rituals." Mit "Dawnbearer" dürfte sich die Band bereits einen Namen erarbeitet haben, und ich bin mir sicher, dass dieser Auftritt noch mehr dazu beitragen wird, HEXVESSEL die gebührende Beachtung zukommen zu lassen. Die Mischung aus Folk, Psychedelic, Balladen und avantgardistischen Einsprengseln rückt sie für mich in die Nähe einer Band, die mit ähnlichen Mitteln eine ähnliche Wirkung und ein ähnliches Bild erzeugt, und dennoch grundlegend anders wirkt, da sich die Stimmen der Sänger und prägenden Figuren deutlich unterscheiden, aber dennoch auf ihre spezielle Art einzigartig ist: Current 93. Eine konzerttechnische Kollaboration dieser beiden extravaganten Erscheinungen wäre wohl unvergesslich!
Wer gedacht hatte, es könne nun keine Steigerung mehr erfolgen, der wurde umgehend einer besseren belehrt - der Auftritt von SOLSTAFIR war einfach nur größer als fast jede bekannte Gottheit. Punkt. Jeder andere Superlativ wäre angesichts dessen, was die vier Herren an diesem Tag fast 100 Minuten lang abzockten, eine Untertreibung.
Danach musste erst mal eine Pause her - einen dieser fürchterlichen VeganWraps, im Hintergrund die Musik von WITCH von der Hauptbühne und ein bisschen Lesen zum Abschalten - ist immer wieder herrlich zu beobachten, welche Reaktionen man erzeugt, wenn man im Konzert ein Buch liest - anscheinend ist vielen diese Kunst gar nicht mehr geläufig und durch endloses Gesimse und Getwittere vom Aussterben bedroht. Die letzten Takte von CONAN noch mitgenommen, danach ab in die Sauna namens Stage01, denn ELECTRIC MOON schossen die versammelte Kollekte einfach mal in den Raum. Für eine gute Stunde war alles Irdische Schnee aus einer anderen Welt, es war Licht, Luft, Leere - - bedenkt man, dass die Spielzeit mit lediglich vier Stücken gefüllt war, von denen die Quasi-Zugabe gefühlt höchsten 5 Minuten dauerte, ist die Methode offensichtlich: seit den ersten Konzerten von Bevis Frond zu Zeiten von Miasma und Inner Marshland habe ich einen derartigen Trip nicht mehr erlebt - selbst die bekanntermaßen kultig von mir verehrten Monster Magnet konnten mit Tab nicht so weit gehen - - Musik ist und bleibt eben unter den besten vier Drogen - was einige Holzköpfe immer noch nicht begriffen hatten, die den Sauerstoffgehalt in der Stage01 durch verbotenes Qualmen und Kiffen auf ca. 0,8 % senkten - besondere Grüße an dieser Stelle an den fetten Idioten, der sich schon bei Hexvessel nicht zu blöd war, die Umgebung mit seiner dämlichen Angeber-Herr-Der-Ringe-Pfeife zu verpesten - laus stultitiae….
Wenn ELECTRIC MOON die helle, lichte, freundliche Seite darstellten, dann waren AUN danach der radikale Gegenentwurf - im Vergleich zum famosen Auftritt beim WGT 2011 im Volkspalast (Kantine) hatten sich die Kanadier zum einen Verstärkung organisiert, zum anderen ihr Set rigoros uminterpretiert: Drone und AUN waren ja schon immer eins, aber für das hier ist vermutlich noch keine Bezeichnung erfunden: ein etwa dreiviertelstündiges GERÄUSCH aus den kalten Tiefen des Weltraums, gespielt in völliger Dunkelheit mit den Projektionen als einziger Lichtquelle - wenn Pink Floyd von sich behaupten, die Dark Side Of The Moon interpretiert zu haben, dann war das The Dark Side Of Uranus. Ein gigantischer, kontinuierlicher Klangteppich trug diejenigen, die sich tragen ließen, weit weit weg….. wenn AUN auf der Tour mit thisquietarmy dieses Set nochmals spielen, dann muss ich mir auf jeden Fall ein weiteres Mal diesen kalten Planetenstaub injizieren…..
3. Tag Roadburn: Verglichen mit den beiden ersten Tagen, die definitiv zum Besten gehören, was ich in nunmehr fast 30 Jahren Liveerfahrung erleben durfte, war dieser Tag ein klarer Rückschritt, auch wenn er doch noch ein gutes Ende nahm - doch der Reihe nach: die sogenannte Pre-Listening-Session zum neuen SaintVitus-Album legte den Akzent ganz klar auf das Präfix "Pre" - zu einem Stummfilm mit alten Interviews und Konzertausschnitten der Helden lief Musik vom Band - Informationswert Null - nach Aussage von Seasons-Of-Mist-Promoter Gunnar Sauermann hätte es aber sogar noch schlimmer kommen können: Standbild mit Musik - harharhar. So war es von Vorteil, dass ich mir die neue Saint Vitus "Lillie: F-65" in der Luxus-Erstausgabe bereits am Tag zuvor gekauft hatte - die konzerttechnische Umsetzung dürfte dann noch nachgeholt werden. Nur schade, dass ich wegen dieses Lapsus auf Conny Ochs verzichtet hatte…. dafür ging´s dann zu 40 WATT SUN - ihr wie immer sehr melancholischer Sound war für diese frühe Stunde genau richtig - man wurde nicht allzu brutal aus den Tagträumen gerissen - das erledigten erst CHURCH OF MISERY - nach einigen technischen Problemen mit dem Bassverstärker legten die Samuraisludger richtig los, auch wenn ich den Auftritt gegenüber ihrem Brecher beim letztjährigen Stoned From The Underground als schwächer empfand. PELICAN ist mir ein absolutes Rätsel: die Halle brechend voll mit Leutchens, die neben Klingeltönenrunterladen, Pickelquetschen und Bravo auch mal richtig einen auf harten Maxxe machen wollen, indem sie sich derart die Lämpchen ausschießen, dass alles zu spät ist. Auf der Bühne vier nette junge Menschen, die etwas machen, was man wohl unter einem mit "Post-" beginnenden Wort einsortieren kann - die Musik ist ebenso unspektakulär wie unauffällig, aber die Kinder halten das wohl für hart oder cool oder sonstwas…. Nur mal zum Vergleich; die Band hat 5,5 Millionen gespielte Titl auf LastFM - die nachfolgenden OBSESSED knapp 414.000, SAINT VITUS knapp 1,2 Mio…. die Jungs sind bestimmt in jedem Collegeradio gut vertreten…
Wo die Wahrheit liegt, zeigte sich danach bei THE OBSESSED: Manitou Wino entführte alle seine Jünger für eine propere Stunde in die Ewigen Doomgründe - und ich hatte endlich das Trio Infernal des US-Doom live komplettiert, da mit OBSESSED bisher zu PENTAGRAM und SAINT VITUS noch gefehlt hatten. Insofern stand mein Entschluss PRO Roadburn ab diesem Zeitpunkt "Roadburn is elated to announce that legendary doom pioneers The Obsessed will reunite to play the Roadburn Festival on Saturday, 14 April 2012. The band will be featuring the lineup from The Church Within; Scott “Wino” Weinrich on guitar/vocals, Greg Rogers (Goatsnake, Sonic Medusa) on drums and Guy Pinhas (Acid King, Goatsnake and Beaver) on bass." (http://www.roadburn.com/2011/09/legendary-doom-pioneers-the-obsessed-to-reunite-for-roadburn-festival-2012/) absolut fest - auch mit der Wahl seiner Mitstreiter hatte Mister Weinrich einen absoluten Glücksgriff getan, denn alleine Guy Pinhas beim Bassspielen zuzusehen, erzeugte Schwindelgefühle!!!
War noch eine Steigerung möglich?? Ich antworte mit einem entschiedenen "Vielleicht", denn für mich endete der Vergleich zwischen THE OBSESSED und den nachfolgenden SLEEP unentschieden, wenn dieser Äpfel-Birnen-Vergleich überhaupt legitim sein sollte. Alleine von der Optik her kann es kaum eine Band des Festivals mit SLEEP aufnehmen: mit insgesamt acht Verstärkertürmen im Hintergrund baute man die Chinesische Mauer nach und verlieh dem Wort "wall of sound" eine neue Steigerung. Während Schlagzeuger Jason Roeder optisch eher unauffällig erscheint, hat die Band mit Gitarrist Matt Pike und Basser / Sänger Alberto Cisneros etwa 500-600 Pfunde zum Wuchern - neben Matts Wampe , die einem amerikanischen Sportsfreund neben mir den Ausruf "What a f***ing belly!" entlockte, kam ich mir wunderbar schlank vor, und zusammen mit seinen gefühlt 85 Tätowierungen gibt er das Paradebild eines Asselmetallers ab! Herrlich! Die Natural Desasters des Stoner, wenn sich noch jemand an das wunderbare TagTeam aus Earthquake und Typhoon erinnert! Danach war für zwei Stunden Schluss mit lustig: unfassbare Feedbackorgien, Gitarrenläufe, Basseinlagen, herrliche Szenen - Jason Roeder steht auf, verschwindet für ca. 2 Minuten von der Bühne, kommt wieder, drischt einmal aufs Schlagzeug und geht wieder - dazu die Filmeinspielungen, die man in dieser Form eher von der industriellen Fraktion kennt - das war ein Ausflug "Beyond the wall of sleep", in Anlehnung an den alten Herrn Lovecraft….
Staunend und verwirrt stand ich später in der Nacht…..
AFTERBURNER: der letzte Tag des ROADBURN hatte es nochmals in sich - vor allem die beiden Bands, deretwegen ich das 4-Tages-Ticket gekauft hatte, waren nur noch der Hammer!!! Den Anfang machten um kurz nach drei THE MOUNT FUJI DOOMJAZZ CORPORATION - was für ein Trip…. neben AUN musikalisch die wohl monströseste Band des Festivals - dunkler, bedrohlicher als ihr Alter Ago TKDE, in der einzigartigen Besetzung Gitarre, Bass, Cello, Posaune und Electronics, erschuf der Fünfer eine Stunde lang eine abseitige Welt. Das große Plus neben der Besetzung ist der feinfühlige Umgang mit Laut-Leise-Kontrasten, die ein Wechselbad der Gefühle erschaffen. Dazu noch die fantastischen Bilder - surreal, dadaistisch mit einem Hauch pervertierten Jugendstils - was für ein Trip—–
Ähnliches galt für URFAUST - Villem und Jim brachten den prall gefüllten Green Room zum Kochen: auch hier wunderbare Bilder, dazu das eigenwillige Spiel sowie vor allem der unverwechselbare Gesang machen URFAUST zu einer in ihrer Kompromisslosigkeit und Radikalität, in ihrer Eigenwilligkeit und letztlich auch (künstlerischen) Freiheit definitiven Ausnahmeerscheinung.
Nach den famosen ATLANTIS, die einen druckvollen PostMetal offerierten, war dann im Wesentlichen mein Roadburn vorbei - es folgte noch ein langes Gespräch mit Neubekanntschaft Carsten, dem ich nochmal fürs Adresserecherchieren danken wollte! Nach einer Odyssee zur Europcar-Autorückgabe in Schiphol (gefällt mir nicht!!!!!) noch ein Nickerchen im eiskalten Auto, das durch eine wundersame Vision, die sich aber fotografisch als wahr herausstellte, das Erwachen: ein Kaninchen hoppelt durch die Tiefgarage….. erst dachte ich wirklich, dass vier Tage Passivkiffen jetzt endgültig ein paar Synapsen zerschossen hätten, aber dann widmete Meister Lampe seine Aufmerksamkeit der Futtersuche und bewies die Realität seiner Existenz, falls es so was gibt…..
FAZIT: unglaubliche Musik machte deutlich, dass es sich trotz aller Widrigkeiten immer noch lohnt, sich solcher Touren auszusetzen, auch wenn der gesundheitliche Schaden durch die permanente Passivqualmerei nicht zu leugnen ist. Aber die Glückshormone machen den Husten, das Kopfweh und die anderen Nebenwirkungen zumindest wieder wett.